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und der Technik

Die »Tönenden Funken«

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 (1999) (1999)

Michael Friedewald
Die »Tönenden Funken«
Geschichte eines frühen, drahtlosen Kommunikationssystems, 1905-1914
(Aachener Beiträge zur Wissenschafts- und Technikgeschichte des 20. Jahrhunderts, Band 2)
185 Seiten, zahlr. Abb., Pb., 25,00 Euro
ISBN 978-3-928186-38-4
Untersuchung zur Vorgeschichte des Rundfunks in Deutschland.

 

Vorwort

Professor Daniel R. Headrick, wohl einer der führenden nordamerikanischen Technik- und Sozialhistoriker, stellte kürzlich folgende Behauptung auf: Ungeachtet einer beachtlichen und teilweise sehr niveauvollen Literatur zur Geschichte der Informations- und Kommunikationssysteme stünden wir erst am Beginn der Reise in deren Vergangenheit. In der Tat, es gibt hier noch mehr offene Fragen als Versuche, sie zu beantworten. Umso erfreulicher ist es, mit der hier vorliegenden Arbeit für die Anfänge der Funktechnik die Reise auf anspruchsvollem Niveau fortgesetzt zu sehen.

Die Funktechnik im Deutschen Kaiserreich gehört zu den politisch, ökonomisch und technisch spannendsten Epochen in der Entwicklung der Nachrichtentechnik. Sie in ihren verschiedenen Aspekten und Zusammenhängen darzulegen, das heißt in und aus der Geschichte begreifbar zu machen, ist das große Verdienst des Autors. Am Beispiel des Telefunkensystems von Löschfunkensendern und deren Empfänger zeigt er nicht nur, wie sich ein bestehendes technisches System auf den einzelnen Menschen und die Gesellschaft auswirkt, sondern auch, wie dieses System und seine Teile von Einzelnen und von gesellschaftlichen Gegebenheiten geprägt wird. Dies gelingt nur dadurch, daß er sich nicht starr historiographischen Methoden unterwirft, sondern sich wohlüberlegt auf Spurensuche begibt. Die Spuren führen ihn dabei auf Wissenschaftler und Techniker ebenso wie auf Details der technischen Artefakte und schließlich auf verschiedene Systeme – seien sie technischer, politischer oder ökonomischer Provenienz.

Es ist erbaulich für das Deutsche Museum in München, mit dem Aachener Lehrstuhl für Geschichte der Technik und insbesondere mit den Studenten und Mitarbeitern dort in Kontakt zu stehen. Das Wertvollste im Museum sind zweifelsohne die Sammlungen von Artefakten, deren jeweilige Geschichten zu ergründen und zu vermitteln sind. Technikhistorische Arbeiten, wie die vorliegende, die sich auch – aber nicht nur – mit den Details der Artefakte auseinandersetzt, sind der Wunschtraum von Konservatoren und die conditio sine qua non für Kooperationen. Sicherlich geht es dabei nicht vordergründig um die Konservatoren und ihre Objekte. Vielmehr sind die Artefakte in den allgemeinen historischen Diskurs einzubringen, um den Entstehungs- und Entwicklungsprozeß unserer modernen Gesellschaftssysteme und dabei – wie Michael Friedewald zu Recht betont – die »Handschriften« der einzelnen Menschen verstehen und begreifen zu lernen. Es bleibt zu hoffen, daß die Kooperationen fortgesetzt werden können, und auch, daß der Lehrstuhlinhaber, Herr Professor Kaiser, weiterhin eine so gute Hand bei der Auswahl und Förderung seiner StudentInnen und MitarbeiterInnen hat.

Dr. Oskar Blumtritt
Deutsches Museum
Abt. Telekommunikation und Mikroelektronik

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