der Naturwissenschaften
und der Technik


Friedrich Hunds langer Weg nach Göttingen
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Ralf Hahn (Hrsg.) |
Vorwort der Herausgeber
Am „gelben Haus“, heute Sitz des Instituts für Festkörperphysik der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erinnert eine Tafel an Friedrich Hund, der von 1946 bis 1951 hier tätig war. Vielen ist sein Name durch die „Hundschen Regeln“ in der Atomphysik bekannt, doch nur wenige wissen, dass diese bahnbrechenden Arbeiten nicht in Jena entstanden, sondern bereits zwischen 1925 und 1927. Noch weniger ist bekannt, womit er sich in seiner Jenaer Zeit überhaupt beschäftigt hat.
Wer sich näher mit seinem Wirken befasst, erkennt, dass Hunds Jenaer Professsur in die Zeit der Gründung der Bundesrepublik und der DDR fällt. Dass er in dieser Zeit sogar Rektor der Jenaer Universität war, die nach Kriegsende als erste Universität in der sowjetisch besetzten Zone schon am 15. Oktober 1945 wieder den Lehrbetrieb aufnahm, wissen jedoch die wenigsten. Umso überraschender wirkt rückblickend sein relativ kurzer Aufenthalt in Jena, der mit dem Umzug in den Westen Deutschlands endete – also nach damaligen Sprachgebrauch eine „Republikflucht“ war. Und trotzdem gab es diese Tafel schon zu DDR-Zeiten?
Das wirft Fragen auf. Dieses Buch will einige davon beantworten und geht daher über Hunds Jenaer Jahre hinaus. In mehreren Interviews kommt er selbst zu Wort, worin nicht nur der Zeitgeist sichtbar wird, sondern auch die Persönlichkeit. Auch sein Sohn Gerhard Hund sowie sein damaliger Assistent Gerhard Weber ergänzen einiges aus persönlicher Sicht. Dazu Beiträge namhafter Autoren, die uns den exzellenten Wissenschaftler und engagierten Menschen näherbringen. Seine Rolle als Hochschullehrer hat er immer sehr ernst genommen und besonders wichtig war ihm die Förderung von Begabten unabhängig von Herkunft oder politischer Überzeugung.
Daher war es der Physikalisch-Astronomischen Fakultät ein Anliegen, den von der Heraeus-Stiftung vergebenen Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs nach ihm zu benennen und an junge engagierte Physikerinnen und Physiker zu vergeben. So bleibt Friedrich Hund nicht nur in der Wissenschaft präsent, sondern auch im Gedächtnis kommender Generationen.