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Die Chemie muss stimmen

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 (2025) (2025)

Klaus Müllen
Die Chemie muss stimmen
(Lives in Chemistry – Lebenswerke in der Chemie)
314 Seiten, 230 Abb., Gb., im Schuber, 39,80 €
ISBN 978-3-86225-139-1
(Erscheint am 22. August 2025)
Autobiographie eines Pioniers der Graphen-Forschung und prägende Figur der Chemie in Deutschland.

Vorbemerkung

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Die Chemie muss stimmen – ist das nur eingängiger Buchtitel oder eine ernstgemeinte Gesamtschau eines Forscherlebens? Diese Forderung gilt landläufig dem glücklichen Gelingen menschlicher Beziehungen und klingt nicht streng, sondern voller Hoffnung. Aber was wir so leichthin als Redensart im Munde führen, macht im Grunde die Chemie zur Blaupause für unser soziales Leben. Dann, das schicke ich gleich vorweg, verdiente sie in der öffentlichen Wahrnehmung auch eine viel höhere Wertschätzung.
Es wäre schön, wenn ich dazu ein wenig beitragen könnte, aber dann muss die Chemie auch in ihren Inhalten stimmen. Sie ist die Wissenschaft von den Stoffen und deshalb gleichermaßen wichtig als Bildungsauftrag und als Technologiegrundlage, denn wir leben nun einmal in einer stofflichen Welt. Damit kommen mir Forderungen wie experimentelle oder gedankliche Sorgfalt in den Sinn, aber auch die große Verantwortung des Forschers. Dies gilt nicht nur für das Sammeln von Kenntnissen und Fertigkeiten im Respekt vor der Natur, sondern auch für deren Rückwirkungen auf unsere Gesellschaft.
Darum also soll sich dieses Buch drehen: um meine Erlebnisse als Lehrer und Forscher der Chemie in einem wissenschaftlichen, menschlichen und gesellschaftlichen Umfeld. Ich erzähle deshalb nicht nur die Geschichte von chemischen Ideen, sondern auch von Begegnungen, wobei offenbleiben muss, welche von beiden bunter und spannender gewesen ist. Es hat sich so ergeben, dass ich Arbeitsgebiete gewechselt habe, mit großem Gewinn für mich selbst und mit der Gelegenheit zu einer echten Synthese von Kenntnissen, aber immer auch mit den Risiken des Newcomers. Dabei wurden aus kleinen Molekülen Oligomere und Polymere, aus verdünnten Lösungen komplexe Festkörper und aus Verbindungen Materialien.
Es wird bei dieser Entwicklung um wissenschaftliche Pläne gehen und um die Anstrengungen, sie umzusetzen, und natürlich will ich versuchen, Ihnen beides verständlich zu machen. Ein solcher Versuch mag am Ende dem einen als zu speziell, dem anderen als zu oberflächlich erscheinen, doch das ist nicht zu ändern. Es wird von Erfolgen ebenso wie von Misserfolgen die Rede sein; es wird um Zusammenarbeit ebenso wie um Konkurrenz gehen, also um das Menschliche in der Forschung, und nur, wenn auch das stimmt, wird die Chemie wirklich stimmen. Aber kann ich das alles uneitel und mit der nötigen Distanz nachzeichnen und dennoch Freude und Zweifel an meinem eigenen Weg glaubhaft vermitteln? Hat diese persönliche Rückschau überhaupt einen Wert für andere? Weil ich an so vielen Erinnerungen vorbeikomme, wird sie aufzuschreiben zumindest meine eigenen Gedanken klären. Derart aus meinem Leben eine Erzählung zu machen und entscheidende Wegmarken aufzufinden, könnte also sinnstiftend sein, allerdings vor allem für mich selbst. Diese Erzählung eignet sich kaum als konkrete Betriebsanleitung für andere, vielleicht aber als Anregung zur Selbstreflexion. Und noch etwas. Wenn meine Enkelkinder drängen: „Opa, erzähle eine Geschichte“, so muss die spannend, aber nicht unbedingt wahr sein. Ob die Geschichten, die ich Ihnen erzähle, spannend sind, weiß ich nicht, wahr sollten sie aber sein. Die Voraussetzungen sind gut, denn während ich beim Memoryspielen gegen die Enkelkinder immer verliere, scheinen meine Lebenserinnerungen sich wohl bewahrt zu haben.
Die Heldin in dem schönen Buch „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus ist Chemikerin. Sie wird am Anfang der 1960er Jahre zum Gesicht einer bekannten Kochsendung, aber noch viel mehr zur Vorkämpferin persönlicher Selbstverwirklichung. Hier gewinnt Chemie noch eine neue Bedeutung, denn Chemie wird zum Stoff der Lebensgestaltung. Unsere Buchhändlerin spricht von dem meistgelesenen Buch der letzten Jahre, woraus ich zumindest den Trost ziehe, dass das Wort Chemie in einem Buchtitel keine Angst macht.

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