Verlag für Geschichte
der Naturwissenschaften
und der Technik

Industrialisierung – Begriffe und Prozesse

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 (1994) (1994)

Volker Benad-Wagenhoff (Hrsg.)
Industrialisierung – Begriffe und Prozesse
Festschrift für Akos Paulinyi zum 65. Geburtstag
(Schriftenreihe der Carlo und Karin Giersch-Stiftung Technische Hochschule Darmstadt, Band 1)
264 Seiten, 54 Abb., Pb., Vergriffen.
ISBN 978-3-928186-17-9
(Dieser Titel ist vergriffen!)
Eine Sammlung von Beiträgen von Ulrich Wengenroth, Eberhard Wächtler, Helmut Böhme, Günter Ropohl und anderen.

Vorwort

Seit Akos Paulinyi 1976 auf den Lehrstuhl für Technik- und Wirtschaftsgeschichte an der TH Darmstadt berufen wurde, liegt der Schwerpunkt seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit auf dem Prozeß der »Industrialisierung«, vor allem auf dessen Startphase, der Industriellen Revolution. Daher lag es nahe, die Festschrift unter dieses Thema zu stellen. Der Untertitel weist darauf hin, daß es A. Paulinyi neben der Erfassung des historisches Prozesses immer auch um die Klärung und Präzisierung der Begriffe gegangen ist, mit denen dieser als Ganzes und in seinen Einzelaspekten adäquat beschrieben werden kann. Die Aufsätze dieses Bandes versuchen, beide Gesichtspunkte aufzugreifen.

Der einleitende Beitrag von Ulrich Wengenroth (Professor am Zentralinstitut für Geschichte Technik an der TU München) befaßt sich mit den neueren Versuchen der britischen Technik- und Wirtschaftsgeschichtsschreibung, den Industrialisierungsprozeß auf den Begriff zu bringen.

Ihm folgen Aufsätze, die sich unter verschiedenen Fragestellungen mit Teilaspekten des Prozesses befassen. Eberhard Wächtler, bis 1990 Professor an der Bergakademie Freiberg, befaßt sich am Beispiel des vor- und frühindustriellen sächsischen Bergbaus mit dem Problem, Energiequellen und Produktionsprozeß zusammenzubringen. Walter Endrei, der an der Eötvös Lorànd Universität in Budapest Technikgeschichte lehrt, verfolgt die Wurzeln moderner Informationsverarbeitung bis ins 18. Jahrhundert zurück; er zeigt, daß die Lochkarte praxisnah, für die Steuerung von Maschinen der Textilproduktion, entwickelt wurde, bevor sie in der Rechentechnik Verwendung fand. Mikulás Teich, Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Wien und Emeritus Fellow am Robinson College in Cambridge, behandelt am Beispiel des Brauereiwesens die im Industrialisierungsprozeß häufig zu beobachtende, gemeinhin als »Verwissenschaftlichung« bezeichnete Formalisierung und Externalisierung von Produktionswissen. In allen drei Artikeln findet sich eine leichte Differenz gegenüber der Kernposition von Akos Paulinyi: Er sieht die Industrielle Revolution trotz aller Vorlaufphänomene als epochalen technischen Einschnitt, der im wesentlichen durch die von Seiten der Produktionspraktiker betriebene Einführung von Arbeitsmaschinen zustande kommt. Hans Jörg Köstler, der sich als promovierter Metallurge seit langen Jahren mit der Geschichte des österreichischen Eisenhüttenwesens befaßt, stellt die auf Technologietransfer und eigenständiger Weiterentwicklung beruhende Modernisierung dar, die eine der bedeutendsten vorindustriellen Eisenhüttenregionen in der Industrialisierung vollzogen hat. Michael Mende ist Professor für Technologie und Arbeitsorganisation an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig. Auch er befaßt sich – am Beispiel der Kettenbrücken – mit dem Transfer der neuen britischen Technik auf den europäischen Kontinent. Daneben interessiert ihn die Frage, inwieweit technische Konstrukte nicht nur zweckrationalen Gesichtpunkten folgen, sondern auch ästhetischen Vorstellungen. Fragen des Stils im Umgang mit Technik greifen in anderer Weise auch die beiden folgenden Beiträge auf. Tom F. Peters, der Bautechnikgeschichte an der Lehigh University in Bethlehem PA, USA lehrt, untersucht Zusammenhänge zwischen den in gesellschaftliche Milieus eingebetteten Denktraditionen entwerfender Ingenieure und Architekten und den daraus entstehenden Baukonstruktionen. Helmut Böhme, Präsident der TH Darmstadt und dort Honorarprofessor für Neuere Geschichte, zeigt am Beispiel der Frankfurter Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung von 1991 die Verquickung neuer Technik mit gesellschaftsreformerischen politischen Hoffnungen und die Diskrepanz zwischen diesen Hoffnungen und der realen Entwicklung der Technik. Die Fallstudie von Siegfried Buchhaupt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Akos Pauliny, ergänzt das konkret: Sie zeigt, daß eine halbwegs den Reformhoffnungen entsprechende Nutzung der Elektrotechnik sich nur ganz ausnahmsweise, als Insellösung, realisieren ließ.

Die letzten vier Beiträge befassen sich vor allem mit systematischen und begrifflichen Aspekten des Themas. Volker Benad-Wagenhoff, Konservator am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, setzt sich mit der Brauchbarkeit des Reuleauxschen Maschinenbegriffs für die Analyse historischer und aktueller technischer Handlungszusammenhänge auseinander. Markus Haas, der bis Herbst 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Akos Paulinyi war, diskutiert, inwieweit sich die moderne Sichtweise der Werkzeugmaschine als informationsverarbeitendes System auf historische Maschinen anwenden läßt. Während diese beiden Aufsätze sich noch mit Teilproblemen befassen, setzt der von Günter Ropohl (er lehrt Polytechnik und Arbeitslehre an der Universität Frankfurt am Main) ganz allgemein an: Er beschreibt technisches Handel systemisch. Ervin Szücs, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Techniklehre an der Eötvös Lorànd Universität in Budapest, begründet abschließend die Relevanz, die systemisches Herangehen für das Begreifen der Technik als Gesamtheit – und damit auch für das Begreifen ihrer Geschichte – hat.

Als Herausgeber wünsche ich mir, auch im Namen der Mitautoren, daß die Beiträge den Jubilar zu produktivem Widerspruch herausfordern und ihm gelegentlich auch Freude bereiten. Bei Ulrich Wengenroth bedanke ich mich ganz herzlich für die Mitarbeit beim Durchgehen der Manuskripte. Seit Akos Paulinyi 1976 auf den Lehrstuhl für Technik- und Wirtschaftsgeschichte an der TH Darmstadt berufen wurde, liegt der Schwerpunkt seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit auf dem Prozeß der »Industrialisierung«, vor allem auf dessen Startphase, der Industriellen Revolution. Daher lag es nahe, die Festschrift unter dieses Thema zu stellen. Der Untertitel weist darauf hin, daß es A. Paulinyi neben der Erfassung des historisches Prozesses immer auch um die Klärung und Präzisierung der Begriffe gegangen ist, mit denen dieser als Ganzes und in seinen Einzelaspekten adäquat beschrieben werden kann. Die Aufsätze dieses Bandes versuchen, beide Gesichtspunkte aufzugreifen.

Der einleitende Beitrag von Ulrich Wengenroth (Professor am Zentralinstitut für Geschichte Technik an der TU München) befaßt sich mit den neueren Versuchen der britischen Technik- und Wirtschaftsgeschichtsschreibung, den Industrialisierungsprozeß auf den Begriff zu bringen.

Ihm folgen Aufsätze, die sich unter verschiedenen Fragestellungen mit Teilaspekten des Prozesses befassen. Eberhard Wächtler, bis 1990 Professor an der Bergakademie Freiberg, befaßt sich am Beispiel des vor- und frühindustriellen sächsischen Bergbaus mit dem Problem, Energiequellen und Produktionsprozeß zusammenzubringen. Walter Endrei, der an der Eötvös Lorànd Universität in Budapest Technikgeschichte lehrt, verfolgt die Wurzeln moderner Informationsverarbeitung bis ins 18. Jahrhundert zurück; er zeigt, daß die Lochkarte praxisnah, für die Steuerung von Maschinen der Textilproduktion, entwickelt wurde, bevor sie in der Rechentechnik Verwendung fand. Mikulás Teich, Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Wien und Emeritus Fellow am Robinson College in Cambridge, behandelt am Beispiel des Brauereiwesens die im Industrialisierungsprozeß häufig zu beobachtende, gemeinhin als »Verwissenschaftlichung« bezeichnete Formalisierung und Externalisierung von Produktionswissen. In allen drei Artikeln findet sich eine leichte Differenz gegenüber der Kernposition von Akos Paulinyi: Er sieht die Industrielle Revolution trotz aller Vorlaufphänomene als epochalen technischen Einschnitt, der im wesentlichen durch die von Seiten der Produktionspraktiker betriebene Einführung von Arbeitsmaschinen zustande kommt. Hans Jörg Köstler, der sich als promovierter Metallurge seit langen Jahren mit der Geschichte des österreichischen Eisenhüttenwesens befaßt, stellt die auf Technologietransfer und eigenständiger Weiterentwicklung beruhende Modernisierung dar, die eine der bedeutendsten vorindustriellen Eisenhüttenregionen in der Industrialisierung vollzogen hat. Michael Mende ist Professor für Technologie und Arbeitsorganisation an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig. Auch er befaßt sich – am Beispiel der Kettenbrücken – mit dem Transfer der neuen britischen Technik auf den europäischen Kontinent. Daneben interessiert ihn die Frage, inwieweit technische Konstrukte nicht nur zweckrationalen Gesichtpunkten folgen, sondern auch ästhetischen Vorstellungen. Fragen des Stils im Umgang mit Technik greifen in anderer Weise auch die beiden folgenden Beiträge auf. Tom F. Peters, der Bautechnikgeschichte an der Lehigh University in Bethlehem PA, USA lehrt, untersucht Zusammenhänge zwischen den in gesellschaftliche Milieus eingebetteten Denktraditionen entwerfender Ingenieure und Architekten und den daraus entstehenden Baukonstruktionen. Helmut Böhme, Präsident der TH Darmstadt und dort Honorarprofessor für Neuere Geschichte, zeigt am Beispiel der Frankfurter Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung von 1991 die Verquickung neuer Technik mit gesellschaftsreformerischen politischen Hoffnungen und die Diskrepanz zwischen diesen Hoffnungen und der realen Entwicklung der Technik. Die Fallstudie von Siegfried Buchhaupt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Akos Pauliny, ergänzt das konkret: Sie zeigt, daß eine halbwegs den Reformhoffnungen entsprechende Nutzung der Elektrotechnik sich nur ganz ausnahmsweise, als Insellösung, realisieren ließ.

Die letzten vier Beiträge befassen sich vor allem mit systematischen und begrifflichen Aspekten des Themas. Volker Benad-Wagenhoff, Konservator am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, setzt sich mit der Brauchbarkeit des Reuleauxschen Maschinenbegriffs für die Analyse historischer und aktueller technischer Handlungszusammenhänge auseinander. Markus Haas, der bis Herbst 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Akos Paulinyi war, diskutiert, inwieweit sich die moderne Sichtweise der Werkzeugmaschine als informationsverarbeitendes System auf historische Maschinen anwenden läßt. Während diese beiden Aufsätze sich noch mit Teilproblemen befassen, setzt der von Günter Ropohl (er lehrt Polytechnik und Arbeitslehre an der Universität Frankfurt am Main) ganz allgemein an: Er beschreibt technisches Handel systemisch. Ervin Szücs, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Techniklehre an der Eötvös Lorànd Universität in Budapest, begründet abschließend die Relevanz, die systemisches Herangehen für das Begreifen der Technik als Gesamtheit – und damit auch für das Begreifen ihrer Geschichte – hat.

Als Herausgeber wünsche ich mir, auch im Namen der Mitautoren, daß die Beiträge den Jubilar zu produktivem Widerspruch herausfordern und ihm gelegentlich auch Freude bereiten. Bei Ulrich Wengenroth bedanke ich mich ganz herzlich für die Mitarbeit beim Durchgehen der Manuskripte.

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